Fermenting Futures entstand in Zusammenarbeit mit dem acib GmbH und der BOKU Wien. Um zu verstehen, wie sich die Fermentation von Hefe über Jahrtausende entwickelt hat, rekonstruierte die Forschungsgruppe verschiedene Hefearten und bildete die Evolution von Hefe im Labor nach. Ziel ist es, Hefe für industrielle Anwendungen fit zu machen. Dieses Vorhaben passt zum Konzept der Künstler, nicht nur die Geschichte der Hefe von ihren Anfängen bis heute aus kultureller, ästhetischer und historischer Sicht zu erzählen, sondern auch ihr Zukunftspotenzial aufzuzeigen – darunter die Fähigkeit einer neuen Biotech-Hefe, CO2 aus der Atmosphäre zu binden, um daraus Biokunststoff herzustellen.
Das zentrale Kunstwerk von Fermenting Futures wurde aus diesem aus CO2 produzierten Kunststofffilament 3D-gedruckt. Das Kunstwerk fängt damit gleichzeitig Kohlenstoff ein und produziert daraus Kunststoff. Auf den ersten Blick löst es ein Problem, während es gleichzeitig ein anderes schafft. Dieses Paradoxon kann dazu anregen, über die Erderwärmung durch zu viel CO2 in der Atmosphäre oder große Mengen an Mikroplastik in den Weltmeeren nachzudenken. Da der hergestellte Kunststoff biologisch abbaubar ist, löst der Prozess zwei Probleme gleichzeitig.
Das Werk “The Bioarchaeology of Yeast” untersucht die von Hefen verursachten Spuren auf Artefakten menschlicher Kultur. Als Lebensraum von extremophilen Pilzen, auch als schwarze Hefen bekannt, sind sie nicht etwas, das entfernt werden muss, sondern Objekte der ästhetischen Wertschätzung an sich. Um diese Wechselwirkung abzubilden, ließen die Künstler schwarze Hefekolonien monatelang im Labor komplexe morphologische Strukturen ausbilden. Aus deren Abbild schufen sie dreidimensionale Skulpturen, auf denen Organismen ihre farbenfrohen Spuren hinterließen.
Ein wesentlicher Teil der Ausstellung untersucht die Beziehung zwischen der Gärung zur Herstellung von Brot und Bier und der menschlichen Besiedlung. In einer künstlich geschaffenen Stadt metaphorischer Architektur tauchen eine Reihe von mit Brotkrumen verkrustete Architekturhäuser auf, deren Räume möbliert und von winzigen Bildschirmen beleuchtet sind. Die Künstler wollten keinen leeren Ort zeigen, sondern vermitteln, dass es um lebendige Architektur geht, die sich mit der Zeit von Hütten zu riesigen Städten ausdehnte.
Das Projekt soll ein Gefühl von Ehrfurcht und Neugier für die Hefebiotechnologie wecken und die Öffentlichkeit einladen, mit den Werken zu interagieren und über unsere jahrtausendealte, historische Verbindung mit der Hefe nachzudenken.