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Fermenting Futures, die Hefe aus Sicht der Kunst

An object by the artist collective Fermenting Futures in an exhibition.

Fermenting Futures, ein Kunstprojekt der international renommierten Künstler Anna Dumitriu und Alex May, verbindet Bioart, digitale Technologien, Skulptur und Installation. Es entstand in Zusammenarbeit mit einer dem Austrian centre of industrial biotechnology (acib) und dem Institut für Mikrobiologie und mikrobielle Biotechnologie (BOKU). Das Projekt erforscht die Bedeutung der Hefebiotechnologie aus kultureller, ästhetischer und historischer Sicht und stellt synthetischen Biotech-Methoden zur Milderung des Klimawandels und Lösung von Umweltproblemen vor.

Hefe spielt eine große Rolle in unserer menschlichen Evolution, prägt als bioarchäologische Spur auf Kulturgütern unser historisches Verständnis der Vergangenheit und zählt zu einem wichtigen Werkzeug der modernen Biotechnologie. Daher widmen die renommierten Künstler Anna Dumitriu und Alex May der Hefe nun eine eigene Ausstellung: „Fermenting Futures“ wird ab 03. März 2022 drei Wochen lang im Künstlerhaus Wien präsentiert.

Fermenting Futures entstand in Zusammenarbeit mit dem acib GmbH und der BOKU Wien. Um zu verstehen, wie sich die Fermentation von Hefe über Jahrtausende entwickelt hat, rekonstruierte die Forschungsgruppe verschiedene Hefearten und bildete die Evolution von Hefe im Labor nach. Ziel ist es, Hefe für industrielle Anwendungen fit zu machen. Dieses Vorhaben passt zum Konzept der Künstler, nicht nur die Geschichte der Hefe von ihren Anfängen bis heute aus kultureller, ästhetischer und historischer Sicht zu erzählen, sondern auch ihr Zukunftspotenzial aufzuzeigen – darunter die Fähigkeit einer neuen Biotech-Hefe, CO2 aus der Atmosphäre zu binden, um daraus Biokunststoff herzustellen.
Das zentrale Kunstwerk von Fermenting Futures wurde aus diesem aus CO2 produzierten Kunststofffilament 3D-gedruckt. Das Kunstwerk fängt damit gleichzeitig Kohlenstoff ein und produziert daraus Kunststoff. Auf den ersten Blick löst es ein Problem, während es gleichzeitig ein anderes schafft. Dieses Paradoxon kann dazu anregen, über die Erderwärmung durch zu viel CO2 in der Atmosphäre oder große Mengen an Mikroplastik in den Weltmeeren nachzudenken. Da der hergestellte Kunststoff biologisch abbaubar ist, löst der Prozess zwei Probleme gleichzeitig.

Hefe als Spur menschlicher Kultur

Das Werk “The Bioarchaeology of Yeast” untersucht die von Hefen verursachten Spuren auf Artefakten menschlicher Kultur. Als Lebensraum von extremophilen Pilzen, auch als schwarze Hefen bekannt, sind sie nicht etwas, das entfernt werden muss, sondern Objekte der ästhetischen Wertschätzung an sich. Um diese Wechselwirkung abzubilden, ließen die Künstler schwarze Hefekolonien monatelang im Labor komplexe morphologische Strukturen ausbilden. Aus deren Abbild schufen sie dreidimensionale Skulpturen, auf denen Organismen ihre farbenfrohen Spuren hinterließen.
Ein wesentlicher Teil der Ausstellung untersucht die Beziehung zwischen der Gärung zur Herstellung von Brot und Bier und der menschlichen Besiedlung. In einer künstlich geschaffenen Stadt metaphorischer Architektur tauchen eine Reihe von mit Brotkrumen verkrustete Architekturhäuser auf, deren Räume möbliert und von winzigen Bildschirmen beleuchtet sind. Die Künstler wollten keinen leeren Ort zeigen, sondern vermitteln, dass es um lebendige Architektur geht, die sich mit der Zeit von Hütten zu riesigen Städten ausdehnte.
Das Projekt soll ein Gefühl von Ehrfurcht und Neugier für die Hefebiotechnologie wecken und die Öffentlichkeit einladen, mit den Werken zu interagieren und über unsere jahrtausendealte, historische Verbindung mit der Hefe nachzudenken.

Kontakt

Univ.-Prof. Diethard Mattanovich
acib-Key-Scientist
Institut für Mikrobiologie und Mikrobielle Biotechnologie (BOKU)
Picture: Agrobiogel